Die Sommer 1957 und 1958 verbringt Van Thuân bei den Cellitinnen zur hl. Maria im St. Josefshaus, dem damaligen provisorischen Mutterhaus in Fischenich (heute Hürth). Der junge Kaplan aus Vietnam vertritt dort den Hausgeistlichen.
Er nutzt den Aufenthalt, um die deutsche Sprache und Kultur kennenzulernen. Das Verhältnis zu den Ordensfrauen ist von Beginn an sehr freundschaftlich.
In den sechziger Jahren spitzt sich der Krieg in Vietnam zu. Über das Kölner Generalvikariat erhalten die Ordensfrauen immer wieder Neuigkeiten über Van Thuân. 1967 informiert er sie von seiner Bischofsweihe. Ein Priester bringt den Schwestern Fotos und Grüße von diesem Ereignis aus Vietnam mit. In den Folgejahren bleibt man über Briefe und Postkarten in Kontakt.
Am 12. Oktober 1973 kommt Bischof Van Thuân mit einem Freund, dem belgischen Erzbischof Henri Lemaître, zu Besuch ins Mutterhaus. Im Jahr darauf besucht Van Thuân die Schwestern auf seinem Weg nach Rom. Zu diesem Zeitpunkt kann sich niemand vorstellen, dass es der letzte Besuch für lange Zeit sein wird. 1975 erreicht die Schwestern in Longerich die Meldung von seiner Inhaftierung.
Bis 1979 erhalten die Cellitinnen Informationen über Van Thuân nur aus dritter Hand. Dann endlich, im Dezember, liegt eine Weihnachtspostkarte aus Giang Xa im Briefkasten. Van Thuân wird mittlerweile in einem ehemaligen Pfarrhaus gefangen gehalten, genießt aber, gemessen an den Umständen, einige Freiheiten. So können ihm die Ordensfrauen über Umwege dringend benötigte Medikamente schicken.
Mit Van Thuâns Verlegung in Isolationshaft nach Hanoi bricht der Briefkontakt zwischen Köln und Vietnam 1982 ab. Die wenigen Informationen, die es über ihn gibt, leitet die Familie, besonders seine Schwester Anne, an die Ordensschwestern weiter. So gehen die Jahre des bangen Wartens dahin.
Im Januar 1989 schließlich kommt die erlösende Nachricht von der Freilassung Van Thuâns auch in Köln an. Im April ruft er Generaloberin Schwester M. Julitta im Mutterhaus an. Er möchte sie treffen, und so fliegt diese am 22. April nach Rom. Der persönliche Kontakt, der so lange unterbrochen war, wird wieder aufgenommen. Fast jedes Jahr besucht Van Thuân nun die Schwestern in Köln, Telefonate und Briefe gehen zwischen Rom, Sydney und Köln hin und her.
Im Februar 2001 reist Generaloberin Schwester M. Julitta nach Rom, um an den Feierlichkeiten zur Kardinalserhebung Van Thuâns teilzunehmen. Sein Besuch im Kölner Mutterhaus im Sommer 2001 zeigt ihn aufgrund seines Krebsleidens bereits geschwächt. Sein Eintrag in das Gästebuch des Klosters fasst über 40 Jahre intensiver Verbundenheit zusammen.
Ich bin der Kardinal von Fischenich und der Cellitinnen-Kardinal.
(Eintrag in das Gästebuch des Klosters der Cellitinnen, 2001)
Am 26. Dezember 2001 kommt Kardinal Van Thuân erneut nach Longerich, gemeinsam mit seiner Schwester Anne. Jeder ahnt, dass es wohl der letzte Besuch sein wird.
Am 16. September 2002, um 19:00 Uhr, erhalten die Cellitinnen den Anruf aus Rom: Kardinal Van Thuân ist um 18:00 Uhr verstorben.
Zu Kardinal Van Thuâns jüngster Schwester Elizabeth besteht weiterhin eine enge und freundschaftliche Verbindung. Für die Begegnungsstätte stellte die Familie des Kardinals den Cellitinnen zahlreiche Ausstellungsstücke zur Verfügung.
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Leben und Zeit
François Xavier Nguyên Van Thuân wird am 17. April 1928 in Phủ Cam, einem Vorort der alten Kaiserstadt Huế, geboren. Er ist das älteste von insgesamt acht Kindern. Die Familie ist fest im katholischen Glauben verwurzelt. Vorbilder sind die Vorfahren mütterlicher- als auch väterlicherseits, die trotz jahrhundertelanger Verfolgung und Repressalien treu zu ihrem Glauben stehen.
Öffnungszeiten der Ausstellung
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